GALILEOnautic-Abschlusspräsentation am 28. Juni 2018 in Rostock
Fünf Projektpartner haben zwei Jahre lang gemeinsam an neuen Technologien zum autonomen Navigieren und optimierten Manövrieren von kooperativen Schiffen in Häfen gearbeitet und nun die Ergebnisse in Rostock auf dem Traditionsschiff und im Maritimen Simulationszentrum Warnemünde präsentiert.
Mit dieser abschließenden Demonstration wurden die Potenziale des entwickelten, autonomen Systems mittels kurzer Präsentationen und Live-Vorstellungen aufgezeigt. Anhand von drei Anwendungsszenarien mit verschiedenen vernetzten und kooperativen Demonstratoren wurden die Projektergebnisse vorgestellt.

Impressionen der Abschlusspräsentation
Als Versuchsfahrzeuge zur Erprobung der GALILEOnautic Entwicklungen im  realen Umfeld kamen die unbemannten Oberflächenfahrzeuge (USV) MESSIN und  SMIS der Universität Rostock zum Einsatz. Sie sind mit dem im Projekt  entwickelten GALILEOnautic-System an Bord ausgestattet und  repräsentieren zwei unterschiedliche Verkehrsteilnehmer. Während der  MESSIN sich als hoch-manövrierfähiges Fahrzeug mit geringem Tiefgang  darstellt, ist das SMIS-USV durch sein halbgetauchtes Design und die  Antriebskonfiguration träge und tiefgangsbeschränkt. Wesentliche  Eigenschaften sind:
In der Abschlussdemonstration mit den  unbemannten Wasserfahrzeugen wurde ein Begegnungsszenario dargestellt,  bei dem zwei Schiffe vernetzt sind und kooperativ agieren. Ein drittes,  nicht-vernetztes Wasserfahrzeug dient als externe Störung. Es wurde  durch ein manuell gesteuertes Schlauchboot repräsentiert und stellt  einen herkömmlichen Verkehrsteilnehmer dar. Dieser übermittelt lediglich  AIS-äquivalente Daten zur Eigenidentifikation; in diesem Fall die  Positionsdaten sowie den Kurs und die Geschwindigkeit über Grund. Das  Szenario ist vor allem für eine Übergangsphase vom heutigen Technikstand  hin zu einem vollautomatisierten Gesamtsystem interessant. Bei der  Berechnung der Ausweichrouten müssen daher auch die aktuell geltenden  Kollisionsverhütungsregeln (COLREG) in der Schiffsführung berücksichtigt  werden, um externe Teilnehmer sicher einbinden zu können.
Die in  das Netzwerk eingebundenen Fahrzeuge MESSIN und SMIS tauschen mit dem  Zentralrechner Soll- und Istgrößen gemäß der GALILEOnautic-Konzeption  aus. Dazu gehören vor allem Sensorwerte und Zustandsgrößen sowie  Vorgaben an die Fahrzeugregelung. Auf Basis dieser Daten bewertet der  Zentralrechner permanent die Manöversituation aller Netzwerkteilnehmer  während des Szenarios. Im Fall von Begegnungssituationen, die zu einer  potentiellen Kollision führen würden, wird diese Gefahr durch den  Zentralrechner erkannt und eine Warnung an das Netzwerk ausgegeben.  Anschließend berechnet die zentrale Optimierung Ausweichtrajektorien,  die von der Schiffsregelung umgesetzt werden, um die Begegnungssituation  sicher aufzulösen. 
Um die manuelle Schiffsführung in sicherheitskritischen Bereichen zu automatisieren, muss dieser Prozess, der vollständig auf den Erfahrungen des Operators beruht, zunächst analysiert werden. Ein Zwischenergebnis in der Automatisierung stellt die Assistenz des manuellen Prozesses dar, wobei der wachhabende Offizier auch bei widrigen Sichtverhältnissen mit allen notwendigen Informationen versorgt wird. Nahfelderkennungssysteme stützen mit genauen Abständen zu Hindernissen und Hafenanlagen wesentlich die GNSS-Daten sowohl für die Manöverassistenz als auch für höhere Automatisierungslevel und müssen entsprechend in der Sensordatenfusion berücksichtigt werden. Insgesamt kann dadurch eine verbesserte Beschreibung des Bewegungsverhaltens eines Schiffes gewonnen werden, das durch Wind, Strömung und Seegang beeinflusst wird. Im Szenario wurde das Nahfelderkennungssystem, eine Kombination aus Lidar- und Radar-Sensoren, auf dem hoch-manövrierfähigen USV MESSIN appliziert, um das Potential für die Anlegeassistenz zu demonstrieren.
Im Ship Handling Simulator (SHS) der Hochschule Wismar wurde gezeigt,  wie vernetzte Kooperation von Schiffen in sicherheitskritischen  Bereichen realisiert werden kann. Das Szenario fand in der Fahrrinne zum  Hafen Rostock statt, einem begrenzten Fahrwasser, das einfahrende  Schiffe mit bestimmtem Tiefgang nicht verlassen können, um nicht auf  Grund zu laufen. In der Fahrrinne begegneten sich zwei Fähren mit  jeweils einer Länge von 200 m, die nach den nationalen  Kollisionsverhütungsregeln einander ausweichen müssen bzw. sich nicht  behindern dürfen.
Beide Schiffe wurde jeweils über eine separate  SHS-Brücke in die Gesamtsimulation integriert. Die Trajektorien dieser  Schiffe werden unter den genannten Rahmenbedingungen automatisch auf  einem Zentralrechner optimiert. Als zusätzliche in der Optimierung zu  berücksichtigende Störung läuft ein weiteres Schiff ein, für das nur die  AIS-Daten vom Simulator zur Verfügung gestellt werden. Die Grundlage  für die optimierten Trajektorien sind synchronisierte Zustandsdaten  aller Netzwerkteilnehmer, die vom Zentralrechner an die Schiffe  übermittelt werden und als Vorsteuerung für die lokale Schiffsregelung  an Bord dienen.
Die Steuerbefehle der Einzelschiffregelung werden  über eine MOXA-Box direkt an die jeweilige SHS-Brücke übermittelt. Auf  den a5l-Modulen erfolgt die Extraktion der NMEA-Daten, die von den  Partnern benötigt werden. Außerdem wird die Gesamtheit der NMEA-Daten  für die Prädiktion der Bewegung der Einzelschiffe verwendet.
Durch  das SHS-Szenario wird der Funktionsnachweis erbracht, dass das modulare  Konzept bestehend aus Kommunikation, Trajektorienoptimierung und  Regelung auch bei Störungen eine sichere Kooperation von Schiffen  gewährleistet. Die Simulationsumgebung bietet den geeigneten Rahmen für  den risikolosen Test und weitere Optimierung aller Teilsysteme sowie  ihres Zusammenwirkens. 











