Von Anja von Semenow
Ein bisschen grauhaarig mit angestaubtem Sakko, Nickelbrille und strengem Blick - das ist vielleicht einer der ersten Gedanken, wenn man den Titel Professor hört. Doch es geht auch anders, wie Prof. Dr. iur. Robert Peetz – seines Zeichens jüngster Professor in Mecklenburg-Vorpommern - beweist.
Mit blütenweißem Hemd und guter Laune ist Robert Peetz an der Außenstelle der Hochschule Wismar in Warnemünde anzutreffen. Hier unterrichtet der 36-Jährige Maritimes Recht mit Seewirtschaft. Zum Professor berufen wurde er mit 33 Jahren. „Das war auch Glück“, sagt der Jurist mit Qualifizierungen im Arbeits- und Seerecht, obwohl er den Anforderungen an die Professorenstelle natürlich gerecht werden musste.
Ein Prädikatsexamen und eine Doktorarbeit summa cum laude, also mit höchstem Lob, sind schon mal erste Voraussetzungen für den Job auf dem Lehrstuhl. „Neben der Dissertation muss man noch wissenschaftliche Publikationen vorweisen und Erfahrungen in der Lehre“ erklärt der gebürtige Pfälzer, der in Rostock wohnt. Letzten Endes entscheide das Ministerium in der Regel für den, der auf Platz eins der Liste stehe.
Die Idee, Professor zu werden, hatte der zielstrebige, junge Mann allerdings erst gar nicht auf dem Zettel. Mit 15 Jahren wechselt Robert Peetz von seiner Heimat Zweibrücken als Fechttalent nach Bonn auf ein Sportinternat. Nach dem Abi ist allerdings klar, dass es im Sport nicht für eine erfolgreiche Karriere reichen wird. Also steht das Jurastudium in Hamburg auf dem Plan. „Es war immer klar, dass ich Jura studieren werde“, sagt der Professor. Die Zeichen stehen gut, denn schon sein Urgroßvater und Großvater waren Richter am Bundesgerichtshof. Der Vater Rechtsanwalt und Professor. „Eigentlich wollte ich auch BGH- Richter werden.“
Jetzt ist es eine Professur geworden und Peetz damit rundum glücklich. „Ich liebe Jura. Ich bin mit Herz und Seele Jurist“ schwärmt der Rechtswissenschaftler von seiner Berufung. Eine andere große Leidenschaft neben der Juristerei hat er allerdings noch. Nach der Promotion und bereits als Anwalt tätig, entscheidet er sich, eine Ausbildung zum Koch zu machen. Einfach nur nebenbei an der Volkshochschule Kochkurse zu besuchen, reichte dem ambitionierten Anwalt damals nicht.
„Wenn ich etwas mache, dann richtig. Und ich wollte unbedingt wissen, wie man in einem Restaurant kocht." Im Sternelokal Trüffelschwein in Hamburg lernt er das Kochhandwerk von der Pike auf, nebenbei ist er noch anwaltlich tätig. „Das war wirklich anstrengend“, sagt er auch in Anbetracht der Arbeitszeiten in der Küche. Und was isst der Profi am Herd selbst am liebsten? „Es geht nichts über Spaghetti mit Tomatensoße. Wenn ich Zeit habe, mache ich die Nudeln selbst“, sagt Peetz, der sich die Kocharbeit gern am Wochenende mit seiner Frau in Hamburg teilt.
Doch die Sehnsucht nach den Paragrafen siegt letztendlich über Peetz' Kunst am heißen Herd. „Ich finde Jura spannender. Ich kann den ganzen Tag darüber nachdenken und mir wird nicht langweilig. " Den Ausflug in die Sterneküche möchte er trotzdem auf keinen Fall missen.
„Im Recht zählt nur das Ergebnis. Aber in der Küche schaut dir bei jedem Schritt einer über die Schulter.“ Ein Satz seines Küchenchefs bleibt ihm bis heute in bester Erinnerung und motiviert ihn auch in seinem jetzigen Job: „Robert, mach's von Anfang an richtig“.
Die unbändige Leidenschaft und Freude, die Peetz für das Recht empfindet, kann er nun auf dem Lehrstuhl versprühen.
„Ich habe gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, über Jura zu reden und es zu erklären“. Vor allem sind es die Fragen der Studierenden, die als Nichtjuristen maritimes Recht für Seefahrt, Anlagentechnik und Logistik lernen, die ihn immer wieder neu herausfordern. „Die Fragen sind nicht vorhersehbar, und das macht es so spannend."
Wenn Peetz über Seerecht spricht und die Frage, wem das Meer gehört, über das man gerade fährt, klingt das nicht wie trockenes Recht, sondern nach einem Sprung ins kühle Nass - erfrischend und belebend. Und den Sprung in die Ostsee will der ehemalige Triathlet dieses Jahr noch ausreizen. „Mal sehen, wie lange ich durchhalte“, sagt er im Hinblick auf die kühleren Monate. Denn Eisbaden hat er bisher noch nicht ausprobiert.