Die hydrostatische Hochdrucktechnologie (HHD-Technologie) bietet die Möglichkeit, Gewebe jeden Ursprungs schnell und schonend zu devitalisieren, ohne dabei negativen Einfluss auf dessen strukturelle Eigenschaften zu haben. Die HHD-Technologie soll die Behandlung von Gewebedefekten mit allogenem Transplantatgewebe ermöglichen und dazu genutzt werden, neue Perspektiven für die Aufbereitung von humanen Allografts aus Stütz- (Knochen, Knorpel) und Bindegewebe (Faszie) zu schaffen. Im Bereich der Regenerativen Medizin wäre dies ein echter Fortschritt gegenüber derzeitigen Verfahren. Dazu soll die Technologieplattform um ein Spülsystem erweitert werden, um das devitalisierte Gewebe nach der HHD-Behandlung schonend und effizient von Zell- und Geweberesten zu befreien und es anschließend als strukturell und biomechanisch stabiles Allograft-Transplantat nutzen zu können.
Im Verbundvorhaben HOGEMA gilt es zunächst, Gewebematerial nach der Prozessierung sowohl in der Zellkultur als auch in tierexperimentellen Studien umfassend zu charakterisieren, um die Eignung für eine spätere klinische Applikation zu prüfen. (Regulatorische Randbedingungen, die für die Zulassung solcher Gewebe eine Rolle spielen, werden dabei nicht berücksichtigt.) Zudem soll das Vorhaben die Bereitstellung von devitalisiertem Gewebe für die Entwicklung und Etablierung von physiologisch ähnlichen Modellsystemen ermöglichen, die in der Folge – anstelle von Tiermodellen – für eine Vielzahl von Fragestellungen in der Grundlagenforschung herangezogen werden sollen.
Aufgabe der Hochschule Wismar im Verbundprojekt ist die konstruktive Umsetzung der erarbeiteten Spülkammerprinzipien in ein Design- und Funktionsmodell unter Berücksichtigung funktions- und werkstoffbezogener Einflüsse sowie fertigungsgerechter Designkriterien. Dies beinhaltet neben dem Redesign nach einem Funktionstest bei den Partnern auch die Herstellung der Funktionsmodelle unter Einbeziehung additiver Fertigungsmethoden und erforderlicher Antriebs-, Regelungs- und Steuerelemente. Zu den weiteren Arbeiten zählen die technische Kontrolle der Funktionsmodelle vor Erprobung in der Testumgebung, die konstruktive Gestaltung eines möglichst automatisierten, serientauglichen und mit Einwegeinsätzen arbeitenden technischen Prototyps sowie schließlich die Validierung der Funktionsfähigkeit und Serientauglichkeit des (weiterentwickelten) Prototyps.
Die Hochschule Wismar kooperiert in dem Projekt eng mit der Universität Rostock, Bereich Maschinenbau, bei der konstruktiven Umsetzung der Spülkammerprinzipien (Integration von Reinigungsphasen und Gewebeabtransport sowie Übertragung von Regel- und Steuerelementen in die Prototypgestaltung), mit dem Fraunhofer-Institut IZI (Materialauswahl für Komponenten der Spülkammer hinsichtlich biologischer Anforderungen) sowie mit den klinischen Partnern (hinsichtlich Gebrauchs- und Einsatzfragen zum Prototyp).