Ein Blick in die Zukunft – Prof. Benedict stellt seine „Zeitmaschine“ vor

Prof. Knud Benedict bei der Vorstellung seines Forschungsprojektes
Der praktische Teil der Präsentation fand auf der 360° Brücke im MSCW statt. Das Foto wurde im Instruktorraum aufgenommen.
Foto von einem Radarbildschirm auf der 360° Brücke. Rechts unten im Bild ist der Tablet-PC mit der Prädiktion zu sehen.

Dabei handelt es sich um die Umsetzung und Anwendung der am Institut ISSIMS entwickelten „Fast Time Simulation“ zur Vorhersage von Schiffsmanövern (auch Prädiktion genannt), in einem vielversprechendem Forschungsprojekt für die Lehre- und Ausbildung unter der Leitung von Prof. Benedict.

Zurzeit wird am SHS des MSCW auf  den Computern die Simulation in Echtzeit gerechnet. Das bedeutet, eine Sekunde Rechenzeit entspricht einer Sekunde Realzeit in der Simulation. Durch das neue Konzept  für ein weltweit einzigartiges System für „Simulation Augmented Manoeuvring Design, Monitoring and Control“ – SAMMON kann durch  Fast Time Simulation die Leistungsfähigkeit der Soft & Hardware dahingehend gesteigert werden, dass in einer Sekunde Rechenzeit ca. 20 Minuten Manöverzeit berechnet werden können.

Natürlich ist so kein echter Zeitsprung im Bezug zum Raum-Zeit- Kontinuum möglich, aber die Manöverbewegungen des Schiffes werden  nun für mehrere Minuten in die Zukunft im Voraus berechnet und dargestellt. Es kann also vorhergesagt werden, wo sich das Schiff mit den aktuellen Manöverparametern jeweils in den nächsten Minuten befinden wird.

Eine erste Testversion für die Anwendung auf Schiffen befindet sich bereits auf einer  der Ostseefähren von Scandlines und wird unter Praxisbedingungen getestet. Das System ist an Bord zur Unterstützung der nautischen Schiffsoffiziere vorgesehen.

Aber nicht nur der Einsatz in der Praxis auf den Schiffen  ist geplant. Ein Konzept für die Anwendung in der Aus- und Weiterbildung in den Seminarräumen ist schon vorhanden (mit der Integration von SAMMON). So sollen Dozenten einen Laptop mit allen Modulen erhalten und die verschiedenen Manöverabläufe bis hin zum kompletten Einlaufen in einen Hafen in wenigen Minuten planen und testen können auch ohne die zeitaufwendigen und teuren  Ship Handling Simulatoren in Anspruch nehmen zu müssen .  Zukünftig soll die Manöverplanung auch editierbar gemacht werden, um bestehende Manöverplanung verändern oder an neue Umweltbedingungen anpassen zu können.

Im Maritimen Simulationszentrum Warnemünde wird ein neuer Server installiert, der die notwendigen mathematischen Berechnungen für die vier vorhandenen Brücken übernimmt. Die Daten können dann auf den jeweiligen Brücken über WLAN vom Server mit Hilfe von Tablet-PC´s abgerufen werden.

Wofür wird also die Prädiktion gebraucht? Derzeit wird sie zur Kontrolle und Bestätigung der beabsichtigten Schiffsbewegung der nautischen Schiffsoffiziere eingesetzt. Dadurch können zum Beispiel die Manöverzeiten beim Drehen eines Schiffes auf der Wendeplatte beim Einlaufen in den Hafen Rostock um 3-5 Minuten verkürzt werden.

Im Focus sind auch die Aspekte brennstoff- und umweltrelevanter Schiffsmanöver.

Insgesamt ein System, das einmal zur Marktreife geführt, sicher in der Lehre und Trainingssimulation zum Manövrieren sowie in der praktischen Anwendung auf den Schiffen Beachtung finden wird.

von Sören Bolz


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