Chronik der Ausbildung von Schiffsoffizieren (Fischland/Warnemünde) 1846 – 1992

01.10.1992

Weiterführung der maritimen Ausbildung in M-V durch Gründung des Fachbereiches Seefahrt als Standort der Hochschule Wismar in Rostock - Warnemünde.

Immatrikulation der ersten Fachhochschulstudenten. Angegliederte Bildungsgänge komplettieren die gesamte Ausbildung für die Schiffahrt.

1992

Brand in den Gebäuden der Sektion Grundlagen (Hochschulteil Wustrow) im April.

Durch enormen Einsatz aller Beschäftigten kann das Grundlagenstudium des letzten Jahrganges in Wustrow zu Ende geführt werden. 

Das Ende des Sommersemesters 1992 bringt auch das schmerzliche Ende der ehrwürdigen "Seefahrtschule Wustrow". Durch Hissung schwarzer Flaggen auf dem Turm der Seefahrtschule bringen mutige Wustrower Mitarbeiter ihren Protest, ihre Trauer und ihre Verzweiflung über die Schließung der traditionsreichen maritimen Bildungseinrichtung zum Ausdruck.

1990

Auflösung der "Hochschule für Seefahrt" und rechtliche Übernahme durch die Universität Rostock.

Mit dem Zusammenbruch der DDR endet faktisch die universitäre maritime Ausbildung. Die immatrikulierten Studenten werden durch die Universität und durch den Fachbereich Seefahrt der Hochschule Wismar bis zum erfolgreichen Abschluß geführt.

1990

1990 Gründung der "Hochschule für Seefahrt".

1987

Bildung des Direktorates Wissenschaftlicher Gerätebau an der IH für Seefahrt Warnemünde/Wustrow.

1986

Bildung der Sektion Seewirtschaft. Die IHS hatte eine Kapazität von 1250 Direktstudenten und ein Personal von 480 wissenschaftlichen und technischen Mitarbeitern.

1984

Die Ingenieurhochschule für Seefahrt erhält das Promotionsrecht A : Dr.Ing. für Schiffsführung, Dr.Ing. für Schiffstechnik und Dr.Ing. für Schiffbautechnologie. Im gleichen Jahr erhält sie das Promotionsrecht B: Dr.habil.tech.

1974

Durchführung der ersten Weiterbildungskurse für Kapitäne und Schiffsoffiziere.

1972

Bildung von Wissenschaftsbereichen in den Sektionen. Die Ausbildungseinrichtung bekam das Recht zur Verleihung des akademischen Titels "Dipl.-Ing.". Prof.Dr.sc. E. Moeck wurde Rektor der Ingenieurhochschule.

1970

Berufung des Gesellschaftlichen Rates. Bildung der Sektion Grundlagenausbildung im Hochschulteil Wustrow.

1969

Gründung der "Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/ Wustrow" (IHS) am 01.09. durch die Zusammenführung der beiden maritimen Bildungseinrichtungen.

Gründung der Sektionen Schiffsführung, Schiffsbetriebstechnik und Schiffbautechnologie in Warnemünde. Am 12.9.1969 wurden 358 Hochschulstudenten im Hochschulteil Wustrow immatrikuliert. Prof.Dr. Hermann Schneider wurde als Rektor berufen. Damit gab es erstmals im gesamten deutschsprachigen Raum eine Hochschulbildungsstätte für zivile Schiffsoffiziere und Kapitäne.

1966/69

Intensive Beratungen und Planungen zur Gründung einer maritimen Hochschule.

1966

Herr Kapitän H. Ebeling wurde Leiter der Seefahrtschule.

1965

Verlagerung der Ausbildung nautischer Offiziere für die Hochseefischerei aus Platzgründen an die "Ingenieurschule für Schiffstechnik-Ernst-Thälmann" in Warnemünde.

1959 bis 1964

Im zweiten und dritten Bauabschnitt entstanden ein großes Lehrgebäude mit 17 Lehrkabinetten, der Turm, eine große Bibliothek und das Planatarium.

Im "Mittelbau" wurden unter Verwendung des alten Seefahrtschulgebäudes Verwaltungs- und Internatseinrichtungen erbaut.

1954

Neubau des "Ostflügels" mit Internat für 200 Schüler, Wirtschaftsgebäude, Speisesaal, vier Klassenräumen und 10 Wohnungen.

Übernahme der Seemaschinisten- und Schiffsingenieurausbildung von der "Seefahrtschule Wustrow" durch die "Ingenieurschule für Schiffbautechnik" in Warnemünde.

1953

Herr G. Schirdewahn wurde als Direktor der Seefahrtschule Wustrow eingesetzt.

1952

Gründung der Deutschen Seereederei mit Sitz in Rostock am 1. Juli. Sie hatte als erste Einheiten den Dampfer "Vorwärts" und den Seeleichter "Fortschritt" übernommen.

1951

Aufnahme der Ausbildung von Seefunkoffizieren an der Seefahrtschule Wustrow.

1950

Die Kapitäne Homburg, Schickedanz und Rose sowie Studienrat Steinfatt schufen einen völlig neuen Lehrplan für "Schiffsoffiziere und Kapitäne auf Großer Fahrt". Im gleichen Jahr beschloß die DDR eine volkseigene Handel- und Fischereiflotte aufbauen.

1949

Wiedereröffnung der "Seefahrtschule Wustrow"am 6.Mai unter dem Motto: "Jeder Seemann ist ein Garant für den Frieden".

Bereits im November verließen die ersten 21 "Kapitäne in kleiner Hochseefischerei" bzw. "Seemaschinisten" die Bildungsstätte. Leiter der Seefahrtschule war Herr Heinz Krüger. Es gab damals drei Klassenräume mit vier hauptamtlichen Lehrkräften.

1945/46

Schließung der "Seefahrtschule Wustrow" in Auswirkung des 2. Weltkrieges.

Das Gebäude war zeitweilig Unterkunft für eine sowjetische Marineeinheit. Zur gleichen Zeit bildete sich ein Bürgerausschuß in Wustrow und Umgebung zum Erhalt und Wiedereröffnung der traditionsreichen Seefahrtschule. Unter der engagierten Leitung von Studienrat Walter Steinfatt wurden bis 1948 Dokumente, Lehrmaterialien, und das Haus selbst gesichert, sowie Prüfungen für Kleinstpatente der Fischerei abgenommen.

 

1943

Die ausgebombte Bremer Seefahrtschule wurde nach Wustrow verlagert. Es wurden nur noch Steuermannslehrgänge abgehalten. Die letzten Prüfungen fanden 1944 statt.

In ihrer bis dahin fast 100 jährigen Geschichte haben in Wustrow 2 688 Steuermanns- und 1806 Schiffer(kapitäns)-Schüler ihr Examen bestanden.

1933

Mit der Machtübergabe an die NSDAP begannen letztendlich verheerende Folgen für die Wustrower nautische Institution.

An der umbenannten "Reichsseefahrtschule" durfte ab 1938 niemand studieren, der nicht den "Ariernachweis" erbringen konnte. Infolge des zweiten Weltkrieges wurden ab September 1939 die Ausbildungsforderungen herabgesetzt. So wurden eine verkürzte Seefahrtszeit angeordnet, Notprüfungen durchgeführt und Lehrfächer gestrichen.

1931

Diplomingenieur Paul Keding wird Direktor der Seefahrtschule. Es kamen jährlich 25 bis 30 Steuermanns- bzw. Kapitäns-Absolventen zum Patent.

1925/26

Anschluß an das Netz der öffentlichen Elektroenergieversorgung.

1923

Eingang des Schreibens des Finanzministeriums der Schweriner Landesregierung am 28.11. mit der Aufforderung im Rechnungsjahr 1924 die Wustrower Bildungsstätte "infolge der Finanzlage eingehen zu lassen".

Die Wustrower Gemeindevertretung macht am 12.12. auf die verheerenden Folgen für den Ort aufmerksam. Die Lehrkräfte um Direktor Fretwurst unternehmen alles, um die Lehrbasis ihrer Seefahrtschule entsprechend den zeitlichen Anforderungen weiter auszubauen. So beschaffen sie einen Funkpeiler und eine Kreiselkompaßanlage und bauen selbst ein gut funktionierendes Planetarium. Die in Frage stehende Existenz der Bildungstätte wurde gesichert.

1916

Die "Großherzogliche Mecklenburgische Navigationsschule" wird in "Seefahrtschule Wustrow" umbenannt.

Auf Antrag kaisertreuer Bremer Navigationslehrer wurde per Erlaß durch die Reichsregierung festgelegt, daß alle deutschen Navigationsschulen die Bezeichnung "Seefahrtschulen" führen sollten.

1916/17

Errichtung eines Turmes, um bessere Bedingungen für die Ausbildung in astronomischer Navigation zu erzielen.

1911

Der Direktor Heinrich Fretwurst führt die Navigationsschule durch ihre bisher schwierigste Zeit. Es ist unter anderem sein Verdienst, daß 1914 bis 1916 der Kartensaal, ein Funk- und ein Prüfungszimmer angebaut werden konnten.

1899

Herr Julius Reimer wird neuer Navigationsschuldirektor. Er reformiert die Ausbildung und nimmt die Fächer Gesundheits- und Handelslehre in einem neuen Lehrplan auf. Das Lehrerkollegium wuchs von drei auf fünf Personen.

1896

Zum 50. Jubiläum der Wustrower Navigationsschule mußte den erschienenen 100 Gästen der Existenzkampf der Einrichtung infolge der Verlagerung der Schiffahrt und des Hafenumschlages von der Ostsee an die Nordsee und zunehmender Geldmangel der Bildungsstätte verdeutlicht werden.

1880

Herr Kurtzwig wird als zweiter Direktor der Navigatonsschule eingesetzt.

1871

Nach der Reichseinigung wurden die Prüfungsfragen für die deutschen Navigationsschulen zentral von der Reichsregierung festgelegt.

1847/49

Bau des Gebäudes der Navigationsschule für 11 410 Taler auf der Position 54 Grad und 20 Minuten Nord und 12 Grad und 24 Minuten Ost vor dem Ort.

1846

Eröffnung der "Großherzoglichen Navigationsschule" am 10.11. durch den Amtsmann Koppe in Wustrow. Es war die erste staatliche Navigationsschule in Mecklenburg und die 12. in den deutschen Seeuferstaaten.

Beginn des Unterrichts mit 19 Schülern am Montag dem 16.11. Als erster Direktor wurde der Navigationslehrer Herr E.Schütz eingesetzt.